5/11/2018

Warum ich das Internet liebe und die #blogfamilia dazu beigetragen hat.



Als ich mit 23 Jahren das erste Mal schwanger war, da war ich auf einmal ganz schön einsam. Mitten im Studium hatten meine Freundinnen andere Themen als Beckenbodentraining, wunde Brustwarzen und all den anderen Babykram. Im Internet fand ich Verbündete in einem Forum. Über zehn Jahre schrieben wir täglich miteinander, setzten uns mit unseren unterschiedlichen Lebensweisen, Erziehungsvorstellungen und den wichtigen Fragen des Elternseins auseinander, teilten Freud und Leid.  Wir trafen uns im RealLife und bewichtelten uns jedes Jahr zu Weihnachten. Meine Mütze bekam ich vor Jahren von einer lieben Forumsfreundin, die sogar als Überraschungsgast auf meiner Hochzeit war – und sich mit ihren Kindern nahtlos in meine wilde FreundeFamilie einfügte.
Das Internet ist ein guter Ort, weil es mich mit Menschen zusammenbringt, die meinen Horizont erweitern, die auch dann erreichbar sind, wenn ich meine RL-Freund_innen nicht anrufen kann, weil es mitten in der Nacht ist, weil es mir erlaubt, mich aus den Realitäten meines Alltags heraus als die Person zu zeigen, die ich bin.
Als ich vor ein paar Jahren die ersten Blogs von Eltern las –nullpunktzwo, mamanotes, geborgenwachsen, großeköpfe, elternvommars – da war unser Forum gerade am Einschlafen, ich hatte andere Themen, die mich interessierten und das Gefühl, es gab wenig neue Gedanken. Da gab es auf einmal Orte im Internet und ich bekam auf meine Kommentare von den Autor_innen Antworten und der Austausch den ich erlebte, machte mich sehr glücklich. Aus dem Wunsch heraus, ein Teil davon zu sein, schuf ich mein Blog und war am Anfang sehr enthusiastisch.  Mein Leben ist mit drei Kindern, Referendariat, Ehrenamt und der Baustelle ist eine Herausforderung. Während ich mich da so durchwurschtele und mein Blog immer weniger wichtig wurde, konnte ich eine Professionalisierung der ElternBlog-Szene erleben. Letztes Jahr fuhr ich auf die Wubtikka, weil mich die Menschen hinter den Seiten interessierten. Dort erfuhr ich dann was SEO bedeutet und merkte, dass ich von solchen Überlegungen weit weit entfernt bin. Bloggen mache ich aus Lust und Laune heraus, wenn mir etwas wichtig ist und bin da ganz bei meiner Pikler-Ausbilderin „Wer eine Frage hat, wird eine Antwort findet“ – wie schön, wenn das auf meinem Blog passiert. Nicht schlimm, wenn nicht. Reichweite und Kooperationen interessieren mich nicht. Mich nervt oft die Werbung auf anderen Blogs. Ich versteh, warum es sie gibt. Lese sie aber einfach nicht, freedom of choice. Seit zwei Jahren bin ich auf twitter sehr aktiv – dort ist der Kontakt noch direkter als auf den Blogs. Ich habe viel gelernt von FrauPapa und der Regenbogenmutti, tolle Gespräche mit Alu, tolle Kleider kennengelernt dank #1MonatimKleid, Zuwendung erfahren, als wir unseren #blinderpassagier verabschieden mussten. Mir geht es dank twitter wie Alu: ich werde immer radikaler, weniger bereit alles hinzunehmen, sondern will mich für unsere Gesellschaft zu engagieren. Kinderarmut, Gewalt gegen Frauenund Kinder, Hebammenmangel, echte Vereinbarkeit, umweltbewusstes Leben sind Themen, die mich in meinem Alltag beschäftigen. Aber wenige Menschen in meinem Leben, engagieren sich über ihre Haustür hinaus….das nervt mich und deswegen bin ich dankbar für das Internet und die Möglichkeiten der Vernetzung. Deswegen wollte ich auch unbedingt in diesem Jahr auf die Blogfamilia, meine Blase kennenlernen.
Was soll ich sagen? Es war genau das. Vernetzung. Echtheit. Viel Liebe. Getragen von der herzlichen Umarmung Alus, dem Austausch über HateSpeech im Workshop, der Rührung, die Teresa Bücker mit ihrer Keynote bei mir ausgelöst hat, dem guten Gefühl, dass es eine Familienministerin in unserem Land gibt, die uns Eltern(bloggerinnen) wichtig genug findet, zu kommen, zu sprechen, zuzuhören, dem vertrauten Gesprächen mit Max, Nina, Jane, Katja und Tanja und vielen anderen….das Gefühl trägt mich, nicht allein zu sein, in dieser bekloppten Realität. Sondern in einer tollen Hängematte aus Menschen aufgefangen zu werden und ermutigt mich, weiterzumachen mit allem.
Danke liebes Blogfamilia-Team für die Organisation, danke liebe Sponsoren, dass ihr diesen Tag möglich gemacht habt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Nutzer Kommentare oder sonstige Beiträge hinterlassen, können ihre IP-Adressen auf Grundlage unserer berechtigten Interessen im Sinne des Art. 6 Abs. 1 lit. f. DSGVO für 7 Tage gespeichert werden. Das erfolgt zu unserer Sicherheit, falls jemand in Kommentaren und Beiträgen widerrechtliche Inhalte hinterlässt (Beleidigungen, verbotene politische Propaganda, etc.). In diesem Fall können wir selbst für den Kommentar oder Beitrag belangt werden und sind daher an der Identität des Verfassers interessiert.

Des Weiteren behalten wir uns vor, auf Grundlage unserer berechtigten Interessen gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f. DSGVO, die Angaben der Nutzer zwecks Spamerkennung zu verarbeiten.

Die im Rahmen der Kommentare und Beiträge angegebenen Daten, werden von uns bis zum Widerspruch der Nutzer dauerhaft gespeichert.