9/05/2016

Paralle Eingewöhnung von zwei Kindern in zwei unterschiedlichen Einrichtungen

Es ist soweit. Der Sommer 2016 neigt sich dem Ende und damit auch endgültig meine Elternzeit und damit meine Zuhausezeit. (Also ich fange am 1.11. mit dem Vorbereitungsdienst als Lehrerin an - aber mein Außerhaus-Job muss ja für alle Beteiligten vorbereitet werden). 

Die Kleine Dame hat, worüber ich sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr froh bin einen von fünf Plätzen für Kinder aus den Landkreis im Waldkindergarten der Stadt Gießen bekommen. Denn der Licher Waldkindergarten hatte leider keinen Platz. Moment. Nein, das ist gut so. Denn das Küken tritt die Nachfolge in der Kindergruppe Die Kleinen Strolche in Lich e.V. und ich bleibe damit weiterhin Vorstandsmitglied einer Elterninitiative. Und eine Elterninitiative reicht. Vollkommen. Total. Bitte fragt mich nicht nach den städtischen Kitas. Ich kenne nur das Geschrei der Erzieherinnen als wir noch neben einer der Einrichtungen wohnten. Ein anderer, der in dem wir unser Kind hätten abgeben können wurde angezeigt wegen Kindeswohlgefährdung. Tja, was soll ich sagen. Besser nichts. 

Also: Die Kleine Dame geht also seit letzter Woche in den Waldkindergarten. In den drei Ferienwochen war sie davon wenig überzeugt. Sie wolle lieber für immer ein Strolch bleiben und sowieso nie andere Erzieherinnen als die Krippenerzieherinnen lieben und zum Singen bringen. Aha. 1. Tag: ich nehme das Küken mit in der Trage. Mein top-ausgestattetes großes Mädchen kommt im Wald an...schwupps...weg. Nach zwei Stunden rumsitzen  und nicht gebraucht werdens bzw. Kükens-davon-Abhaltens-Waldboden-zu-essen, entscheide ich mich dann mal kurz in den nahe gelegenen Baumarkt zu fahren, um eine Wechselklamottenkiste für die Kleine Dame zu kaufen. Wusste nicht dass wir sowas brauchen. Kommunikation ist nicht so das Ding in diesem Laden. Ich gehe also kurz weg, als ich wiederkomme sitzt mein mäkeliges Kind am Mittagstisch und pickt Wurst aus dem Eintopf. WOW. Essen essen das von anderem nicht akzeptierten Essen kontaminiert wurde macht sie sonst nie. Ich bin baff. Nachdem dem Essen verabschieden wir uns. Die Kleine Dame geht glücklich nachhause.

Wir fahren nochmal kurz in die Kindergruppe, da ich dem Küken seine neue Wirkungsstätte auch nicht vorenthalten möchte. Es erwarten uns: zwei Fachkräfte, eine I-Helferin, zwei Praktikantinnen und drei Kinder. Wir besprechen, dass das Küken dann nächste Woche eingewöhnt wird. 

2. Tag: Ich fahre mit beiden Kindern in den Waldkindergarten. Das Küken wieder in der Trage. Nach dem Frühstück verschwindet die Kleine Dame mit einem Jungen gleichen Alters um Dinge zu tun. Außerdem angelt sie sich eine Erzieherin. Das Küken erprobt sich an den zwei Stufen in die Schutzhütte und ist ständig Kindern und Erzieherinnen im Weg. Auf dem Weg in den Morgenkreis, mein großes Mädchen schwingt eine Glocke und ruft "Versammlung" sagt mir die geangelte Erzieherin, es wäre okay, wenn ich erst nach dem Mittagessen wiederkommen. Okay. Ich fahre also in die Stadt (in Waldklamotten und Wanderschuhen deren Sohle sich löst) und kaufe Strümpfe und Süßes für meinen Geburtstag.
Als ich meine Tochter abholen möchte, will sie nicht mitkommen. Die Erzieherinnen und ich überzeugen sie freundlich, dass sie morgen wiederkommen darf. Ich erkläre ihr, dass wir ja auch noch meinen Geburtstagskuchen backen wollen. Missmutig kommt sie mit. 
Ich muss wegen einer Orga.-Sache nochmal in die Kindergruppe. Die Erzieherinnen bitten mich, am Geburtstagsmorgen kurz vorbei zu kommen. 
3. Tag: Waldfertig und von meiner Tochter besungen und von Mann und Sohn beschenkt (mit einem Zitronenkuchen) fahre ich mit meinen Mädchen in die Kindergruppe. Gesang und Geschenke erwarten mich. Das Küken spielt. Mir wird angeboten, sie dort zu lassen. Es seien so viele Erwachsene und so wenig Kinder da, das ginge schon. Okay. Haben wir schon ein paar Mal gemacht, wenn ich Termine aber keinen Babysitter hatte. Fahre also mit der großen Tochter alleine in den Wald. Frühstück...zisch und weg. Ich soll nach dem Mittagessen wiederkommen. Wow....ich laufe alleine durch den Wald.Als ich in der Kindergruppe eintreffe, schläft mein Küken.  Ich fahre also ALLEINE nachhause und genieße für eine Stunde meinen Geburtstag nur für mich. Dann sammele ich erst die Kleine Dame ein. Wieder Protest, weil sie bleiben will. Dann in die Kindergruppe wo uns ein gut gelauntes Küken empfängt. 

4. Tag.: Wie Tag drei nur ohne Geburtstag. Diesmal schläft das Küken noch nicht, als ich wiederkomme. Aber nach einer kurzen Brust-Stärkung und Kinderwagenschiebung ist sie eingeschlafen. Rest: Siehe oben

5. Tag: wie Tag 4. Kleine Dame ist empört, dass ich sie nach dem Mittagessen abholen. Sie WILL genauso lange bleiben wie die anderen Kinder. Nächste Woche darf sie, sagen die Erzieherinnen. 

6. Tag: Ich bringe das Küken in die Krippe, fahre mit der Kleinen Dame in den Wald und darf gehen während sie am Tisch sitzt und Frühstückt. Als ich in der Kindergruppe ankomme ist Spaziergangszeit und mein Kind liegt im Kinderwagen, da sie offensichtlich müde ist. Ich schiebe sie und spreche während des Ausflugs mit der Erzieherin über den Stand mit dem Küken und wir sind uns einig, dass sie nun eine richtige Eingewöhnung bekommen soll. Also bleibe ich trotz schlafendem Kind, begleite sie dann beim Mittagessen und fahre nur kurz nachhause um den im Kofferraum wartenden Hund rauszulassen. Sie zeigt die typischen Zeichen von "Ich bin nicht einverstanden, dass du gehst" lässt sich aber sofort von den Erzieherinnen trösten.


Morgen ist Tag 7. Die Kleine Dame würde ich als eingewöhnt betrachten. Das Küken begleite ich noch ein oder zwei Tage. Ja, ich bin Befürworterin des Berliner Eingewöhnungsmodells: ABER. Meine große Tochter hat sich eine Vertrauensperson unter den Erwachsenen in der Waldkita gesucht und auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu den anderen aufgebaut. Sie spielt, sie isst Dinge, die sie vorher keines Blickes gewürdigt hätte, sie kommt mir lachend mittags entgegen. Warum durch meine Anwesenheit den Ablauf stören und die anderen Kinder verwirren?
Das Küken kennt die Kindergruppe seit Lebenswoche drei und ebenso lange die Erzieherinnen. Die Kinder sind größtenteils Freundeskinder, die wir auch in unserer Freizeit treffen. Sie lässt sich wickeln, trösten, spielt und isst auch, Ich bleibe noch bei ihr, damit sie noch besser verstehen kann, dass ich sie übergebe. Aber da dort mit mir dann 6 Erwachsene auf 7 Kinder kommen, halte ich das nicht für sehr sinnvoll. Einige Kinder sind sichtlich irritiert, darüber, dass ich da bin, 

Dass meine Kinder sich so schnell und offen auf ihren neuen Lebensort einstellen können und dort klar kommen (das Küken zeigt mit Gesten und Blicken, was sie von wem will und wird verstanden), schreibe ich meiner pikler-orientierten Erziehungshaltung zu. Sie sind es gewohnt, in ihrem Tun und Sein ernst genommen zu werden. Sie wissen, dass ich auf ihre Äußerungen achte, darauf nach Möglichkeit (im Auto ist es eben nicht immer möglich adhoc das zu geben was gebraucht wird) eingehe und ihre Bedürfnisse im  besten Sinne befriedige. Sie genießen die Nähe zu anderen familienergänzenden Menschen und sind neugierig die Welt zu entdecken. Das ist wunderbar zu beobachten. Außerdem habe ich keine Trennungsängste. Und das lässt sie frei sein, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen.


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