8/12/2016

Von Bedürfnissen

Meine Kinder sind 11, 3 und 1 Jahr alt.
Der Elfjährige will mit Gleichaltrigen Zusammensein,  mit mir Siedler spielen, Theatertext abgefragt werden. Sein Lieblingsessen auf dem Tisch und die Lieblingsklamotten immer sauber im Schrank. Außerdem will er in Ruhe stundenlang bei YouTube Videos schauen.
Die Dreijährige will vorgelesen bekommen, mir erzählen, was sie bewegt, was sie erlebt und was sie vorhat. Sie will, dass ich oder der Papa mit ihr spielen und sie immer dann genau das Essen, die Aufmerksamkeit und die Dinge bekommt, die sie in diesem Moment empfindet. Mal ist es Nähe, mal Couscous ohne alles oder unbedingt im Sand spielen.
Die Einjährige will mich. Mit Haut und Brust. Seit meiner Ankündigung, sie über den Sommer abzustillen, stillen wir wie vor Monaten. Sie will außerdem begleitet von mir Treppen hochkrabbeln und ausprobieren wieder runter zu kommen. Sich hochziehen. Plastik finden und in den Mund stecken.
Ich habe auch einen Mann. Seine Bedürfnisse kann er fast alle selbst bedienen. Nur das nach meiner Nähe und Aufmerksamkeit nicht.
Ich habe das Bedürfnis durchzuschlafen (das teile ich nur mit Mann und Sohn), interessante Texte zu lesen, mich um meinen Körper zu kümmern ( bin gestern vor meinem Spiegelbild erschrocken), Austausch zu pflegen, Sonne auf der Haut zu spüren.
5 Köpfe, 5 Körper und 5 Seelen. Irgendwer steckt immer zurück...Vor allem bei den Themen  Schlaf und Selbstsorge wir Eltern. Ich empfinde das je nach Tagesform als mehr oder weniger belastend.
Die Kinder entwickeln so ihre Strategien. Der Große Junge nutzt meinen Fokus auf die Mädchen und zieht sich in sein Zimmer zurück. Die Kleine Dame verliert regelmäßig die Nerven, wenn es nicht so läuft wie für sie gut ist. Oder sie spricht fremde Menschen an, ihr z.B. auf die Schaukel zu helfen.
Das Küken brüllt sich seinen Weg.
Der Mann verschwindet im Bad...Oder geht joggen. Nimmt mich mal kurz in den Arm.
Und ich? Ich versuche kleine Inseln zu finden, in denen  ich etwas für mich tun  kann. In Zukunft hoffentlich nicht nur Schokolade essen. Sondern mehr Sport. Oder Aufmerksamkeit für den Mann. Lieber schreiben als lesen.

Jeder Tag in unsere Familie ist aufregend, intensiv  und fordernd für uns alle. Es ist jeden Tag wieder spannend, wie wir es schaffen,  den Bedürfnissen gerecht zu werden. Manchmal geht es auch nicht....Dann zieht irgendwer den Kürzeren. Diesen Frust auszuhalten, mit dem Wissen, dass es am nächsten Tag schon wieder anders sein kann, das ist unsere Aufgabe.

2 Kommentare:

  1. "Diesen Frust auszuhalten, mit dem Wissen, dass es am nächsten Tag schon wieder anders sein kann, das ist unsere Aufgabe."

    Ich als Neumutter lerne ja ständig dazu und glaube, dass du damit hundertprozentig Recht hast. Als ich das gerade gelesen habe, kam es mir wie eine richtige Erkenntnis vor!

    Danke dafür :-)

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  2. Ja, das ist eine wichtige ErKenntnis. Sie ich mir immer wieder mantramäßig vorsagen muß.

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